Confed Cup 2017: Russland lädt zur Generalprobe
Ein Jahr vor der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland steht auch in diesem Jahr zunächst der obligatorische Konföderationen-Pokal auf dem Spielplan. Seit 1997 wird das Turnier unter der Federführung des Fußball-Weltverbandes FIFA angeleitet, seit 2005 an jenes Land vergeben, welches im darauffolgenden Jahr die Welttitelkämpfe ausrichtet. 2017 feiert der Wettbewerb bereits seine zehnte Austragung. Mit vier Titelgewinnen aus sieben Turnieren ist Rekordweltmeister Brasilien auch Rekordtitelträger und -teilnehmer beim Confed-Cup, ist aber beim diesjährigen Jubiläum nicht vertreten.
Aus Arabien in die Welt
Als Vorgänger des Konföderationen-Pokals gilt der König-Fahd-Pokal, benannt nach dem mittlerweile verstorbenen saudi-arabischen König Fahd ibn Abd al-Aziz. Die Austragung dieses interkontinentalen Turniers in den Jahren 1992 und 1995 in der Hauptstadt Riad galt als Nachfolgeveranstaltung des Artemio-Franchi-Pokals und des Afro-Asien-Pokals. 1999 wurde die Meisterschaft in Mexiko und somit erstmals in einem anderen Land ausgetragen.
Eine Art Mini-WM
Der seit 1997 bestehende Modus des Confed-Cups ist jenem der tatsächlichen Weltmeisterschaft nicht unähnlich. Statt der 32 Teilnehmer im kommenden Jahr, sind bei dieser Art Generalprobe jedoch lediglich acht Mannschaften vertreten. Im Vierjahresrhythmus wird über einen Zeitraum von zwei Wochen in zwei Gruppen à vier Teams gespielt. Nachdem jede Mannschaft einmal gegen jeden ihrer Gruppengegner gespielt hat, qualifizieren sich jeweils die Erst- und Zweitplatzierten für die Halbfinalpartien. Hier trifft jeweils der Erstplatzierte aus einer Gruppe auf den Zweitplatzierten der anderen Spielrunde. Wie bei der WM wird auch beim Confed-Cup neben dem Finale ein Match um Platz drei zwischen den Verlierern der Halbfinals ausgetragen.
In den Gruppen gilt die allgemein gültige Punkteverteilung mit drei Zählern für einen Sieg, ein Punkt pro Unentschieden und null bei einer Niederlage. Bei Punktgleichheit am Ende des Rundenturniers folgen die Kriterien Torverhältnis, -anzahl oder letztlich sogar Losentscheidung. Im nachfolgenden K.o.-System ist wird eine Entscheidung schließlich durch Verlängerung oder Elfmeterschießen herbeigeführt.
Festival der Champions
Die Teilnahmekriterien unterscheiden sich jedoch gänzlich von denen der Weltmeisterschaft, wo alle Nationalverbände in kontinentalen Qualifikationsmodi um die Qualifikation kämpfen. Für den Konföderationen-Pokal sind hingegen nur der Gastgeber, der aktuelle Weltmeister und die amtierenden Meister der sechs Kontinentalverbände teilnahmeberechtigt. Auch deshalb wird das Turnier gern als „Festival der Champions“ bezeichnet. Aufgrund der genannten Teilnahmeregelung ist es aber auch möglich, und in der Vergangenheit bereits aufgetreten, dass sich ein Verband über zwei Kriterien für das Turnier qualifiziert. So war bei der letzten Auflage 2013 Spanien als amtierender Welt- und Europameister qualifiziert, so dass Italien als unterlegener Finallist der Europameisterschaft 2012 das Startrecht des Meisters erhielt. Mehrfach kam es auch zum Verzicht auf eine Teilnahme beim Confed-Cup so wie beispielsweise 2003 als nach den Absagen von Frankreich, Italien und Deutschland schließlich die Türkei das Startrecht des Europameisters zugesprochen bekam.
Kräftemessen im russischen Sommer
In diesem Jahr wird der Confed-Cup vom 17. Juni bis 2. Juli in insgesamt vier Stadien ausgetragen. Darunter sind die extra für die Weltmeisterschaft errichteten Neubauten in Sankt Petersburg, Kasan und Sotschi sowie die Heimstätte vom Hauptstadt-Club Spartak Moskau. Qualifiziert ist neben Gastgeber Russland auch Deutschland durch den Triumph bei der Weltmeisterschaft 2014. Darüber hinaus haben sich auch Chile als Titelträger der Copa América 2015, Mexiko als Sieger des CONCACAF Cups 2015, Neuseeland als Ozeanienmeister 2015 und Portugal als amtierender Europameister das Startrecht erspielt. Qualifiziert ist auch Australien als Asienmeister 2015. Die „Socceroos“ waren 2005 aus dem ozeanischen Verband in den asiatischen gewechselt, um bessere Chancen auf eine WM-Teilnahme zu haben. Kamerun hatte sich im Januar durch ein 2:1 gegen Ägypten den Gewinn des Afrika Cups, und somit das achte und letzte Ticket für den diesjährigen Confed-Cup gesichert.
Deutschland hadert mit Bilanz
Für die DFB-Elf ist es 2017 erst die dritte Teilnahme am Konföderationen-Pokal, aber die erste als Weltmeister. Das bisherige Abschneiden entspricht aber nicht gerade den Ansprüchen einer Weltmeister-Mannschaft. Nachdem Deutschland als Europameister von 1996 im Folgejahr noch auf eine Teilnahme verzichtete, nahm man das Startrecht 1999 wahr, schied aber mit einem Sieg und zwei Niederlagen als Gruppendritter bereits in der Vorrunde aus. 2003 wurde Deutschland als Vizeweltmeister in Folge des Verzichts der Erst- und Zweitplatzierten der Europameisterschaft eine Wildcard angeboten, nahm das Startrecht aber wegen der Bundesliga-Vorbereitung nicht wahr. Zwei Jahre später war Deutschland schließlich Gastgeber des Turniers durch den Zuschlag zur Ausrichtung der WM im darauffolgenden Sommer. Die DFB-Elf zog als Gruppensieger in das Halbfinale ein, verlor gegen den damaligen Weltmeister Brasilien, konnte aber immerhin einen Sieg nach Verlängerung im Spiel um Platz drei gegen Mexiko erringen.
In Russland startet die deutsche Nationalmannschaft am 19. Juni in Sotschi gegen Australien ins Turnier. Es folgen die Gruppenspiele gegen Chile und Kamerun.
Die Frage nach dem Stellenwert
Als Generalprobe für die Welttitelkämpfe verschrien, hat der Confed Cup, zumindest in Deutschland, nicht den Stellenwert einer WM oder EM. So sei es nach Teammanager Oliver Bierhoff durchaus möglich, nicht in Topbesetzung die Herausforderung Confed-Cup anzugehen. Auch Bundestrainer Joachim Löw sieht das Turnier eher als eine „Durchgangsstation“ auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2018. Der Fokus sei auf die Mission Titelverteidigung zu legen, der Confed-Cup ist daher als zweitrangig zu betrachten. Für Löw ist es nach seiner Funktion als Co-Trainer beim Turnier 2005, die erste Teilnahme als Bundestrainer.
Eine Chance für den Nachwuchs
Der nach den Abgängen von Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski ohnehin verjüngten Mannschaft werden, voraussichtlich, auch weitere Stammspieler für das Turnier in Russland fehlen. Neben erfahrenen Kräften wie Neukapitän Manuel Neuer und Abwehrspielern wie Mats Hummels und Jerome Boateng, haben sich, gerade durch die Europameisterschaft und den Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr, viele junge Akteure in das Blickfeld des Bundestrainers gespielt. Es wäre keine Überraschung, wenn Namen wie Leroy Sané (Manchester City), Joshua Kimmich (Bayern München), Julian Brandt, Mahmoud Dahoud, (beide Bayer Leverkusen) Julian Weigl (Borussia Dortmund) oder Serge Gnabry (Werder Bremen) im Kader für den Confed-Cup auftauchen würden.
Ein Klassiker in weiß
Das im vergangenen November vorgestellte Jersey für das diesjährige Turnier setzt auf Nostalgie. Das Trikot ist traditionell in einem weißen Grundton gehalten und erinnert mit seinem leicht angedeuteten geometrischen Muster an jene Jerseys der erfolgreichen 90er Jahre. Seit 2014 zieren die Trikots nunmehr vier Sterne repräsentativ für vier WM-Titel.